Dr. Gabriele Ludwig arbeitet seit 2006 mit dem Almond Board of California (ABC) zusammen. Ihre Rolle als Leiterin der Bereiche Nachhaltigkeit und Umwelt trägt dazu bei, dass die Schwerpunkte der ABC-Forschungsförderung umweltfreundlich sind und mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen in Einklang stehen. Darüber hinaus arbeitet sie mit Aufsichtsbehörden zusammen um sicherzustellen, dass noch ausstehende Vorschriften Daten aus der Praxis darüber enthalten, wie kalifornische Mandeln angebaut werden. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Behandlung von Fragen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit, Bienengesundheit, Pestiziden, Wasserqualität und -verfügbarkeit sowie Luftqualität.
Wir haben Dr. Ludwig getroffen und mit ihr gesprochen, um mehr darüber zu erfahren, was Nachhaltigkeit für die kalifornische Mandelgemeinschaft bedeutet.
Ihre Berufsbezeichnung klingt interessant, welche Aufgaben genau beinhaltet sie?
Wenn Leute fragen, was ich genau mache, scherze ich oft, dass ich meistens „an Meetings teilnehme“. Aber tatsächlich nehme ich viel an lokalen, staatlichen, bundesstaatlichen und globalen Treffen teil, bei denen Umweltfragen und Vorschriften, die sich auf die Mandelindustrie auswirken, diskutiert werden. Ich bin im Namen des Almond Boards und der gesamten kalifornischen Mandelgemeinschaft (bestehend aus 6.800 Farmern und 100 Verarbeitern) bei diesen Meetings, um sicherzustellen, dass wir an diesen Diskussionen teilhaben was auch förderlich ist, um Beziehungen zu den Aufsichtsbehörden und der Forschungsgemeinschaft zu pflegen oder aufzubauen.
Vor mehr als einem Jahrzehnt habe ich dabei geholfen, eine Definition von Nachhaltigkeit in der kalifornischen Mandelindustrie einzuführen, die sich seitdem zu einem Programm entwickelt hat, das auf einer Selbstbewertung von Farmern und Verarbeitern basiert. Heute liefert das California Almond Sustainability Program (CASP) Verbrauchern und anderen Interessengruppen Daten über die nachhaltige Mandelproduktion und fördert gleichzeitig die zunehmende Einführung nachhaltiger Anbaumethoden. Bis heute haben Farmer, die mehr als die Hälfte der Mandelanbaufläche des Staates repräsentieren, an mindestens einer Selbstbewertung teilgenommen – und das Programm wächst weiter.
Am wichtigsten ist, dass ich dafür sorge, dass die richtigen Leute – vom Farmer bis zum Wissenschaftler – zusammenarbeiten, um größere Umwelt- und Nachhaltigkeitsthemen anzugehen. Um das Forschungsprogramm des Almond Board erfolgreich leiten zu können, ist die Zusammenarbeit mit diesen Interessengruppen ein wichtiger Bestandteil meiner Rolle, denn sie zielt darauf ab, Verbesserungen in der Landwirtschaft und den Verarbeitungspraktiken voranzutreiben. Seit 1973 verfolgen wir diesen Ansatz in unserer Arbeit und haben dafür allein in diesem Jahr 6,8 Millionen Dollar in die Forschung investiert.
Was sind die Voraussetzungen für den Mandelanbau?
Erstens ist ein mediterranes Klima mit trockenen, heißen Sommern und kühlen, nassen Wintern für den Anbau von Mandeln unerlässlich. Kalifornien ist einer von fünf Orten auf der Erde mit dem mediterranen Klima, das für den Anbau von Mandeln benötigt wird. Die Mandelbäume sind zwar so angepasst, dass sie die trockenen mediterranen Sommer überstehen, produzieren aber bei Bewässerung viel mehr Nüsse. Kalifornische Mandelbauern produzieren 80 % des weltweiten Angebots und unterstützen eine gesunde, vielfältige Ernährung rund um den Globus.
Zweitens möchte ich in Bezug auf die Bewässerung darauf hinweisen, dass Mandelbäume etwa die gleiche Wassermenge pro Hektar Morgen verbrauchen wie die meisten in Kalifornien angebauten Obst- und Nussbäume. Und da es sich um eine wichtige Ressource im Staat handelt, engagieren sich die Mandelbauern in Kalifornien für einen verantwortungsvollen und effizienten Umgang mit Wasser.
Sie haben von einem verantwortungsvollen und effizienten Umgang mit Wasser gesprochen. Was unternimmt die Mandelgemeinschaft in Bezug auf Wassernutzung?
In den letzten zwei Jahrzehnten haben die kalifornischen Mandelbauern durch verbesserte Produktionsverfahren und den Einsatz effizienter Mikrobewässerungstechnik die Wassermenge, mit der ein Pfund Mandeln angebaut wird, erfolgreich um 33 %1 reduziert. Tatsächlich haben mehr als 80 % aller kalifornischen Mandelplantagen diese Technologien2 eingesetzt, fast doppelt so viele wie der kalifornische Bundesdurchschnitt von 42 % der Betriebe.3
Aber wir wissen, dass wir noch mehr tun können – deshalb hat sich die kalifornische Mandelgemeinschaft verpflichtet, die zur Produktion eines Pfunds Mandeln benötigte Wassermenge um 20 % zu senken. Bis 2025 wollen wir die Wassernutzungseffizienz um weitere 20 % steigern.
Das Thema Nachhaltigkeit schien noch nie so wichtig zu sein wie heute: Wie geht die kalifornische Mandelgemeinschaft damit um?
Da viele Farmen Familienbetriebe sind, steht Nachhaltigkeit seit langem im Mittelpunkt der kalifornischen Mandelgemeinschaft und motiviert die Mandelfarmer, ein reichhaltiges, nahrhaftes und sicheres Lebensmittel für alle zu liefern.
Unter Nachhaltigkeit verstehen wir landwirtschaftliche Praktiken, die ökologisch und ökonomisch verantwortungsvoll sind und gleichzeitig unsere Nachbarn und Mitarbeiter respektieren. Diese Praktiken basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Die Mandelfarmer investieren seit über 40 Jahren in die Forschung zur Mandelproduktion, um zu lernen, wie man Mandeln mit den verfügbaren Ressourcen besser anbauen kann. So ist dieses Bestreben nach kontinuierlicher Verbesserung, auch nach Nachhaltigkeit, schon seit langem ein Teil des kalifornischen Mandelanbaus.
Durch Forschungsarbeiten sind wir seit langem engagiert und investieren in verschiedene Aspekte der Nachhaltigkeit, wie z.B. Bienengesundheit und Bodengesundheit. Darüber hinaus sind wir auf dem Weg zu „Zero Waste“ mit dem Bestreben, alles, was auf den Mandelplantagen angebaut wird einem sinnvollen Nutzen zuzuführen. So werden die Mandelschalen, -hüllen und holziges Material bereits sinnvoll weiterverwendet und es wird derzeit erforscht, wie die Nebenprodukte der Mandel auf neue und spannende Weise noch verwendet werden können, z.B. zur Stärkung von recycelten Materialien, zur Verbesserung der Bodengesundheit oder sogar zur Verwendung in Tee, Apfelwein und Bier.
Und natürlich ist die gesamte Gemeinschaft dem verantwortungsvollen und effizienten Umgang mit Wasser verpflichtet und versucht, jeden Tropfen zu nutzen.
Können Sie erklären, wie der „Zero Waste“ Ansatz genau aussieht?
Aber natürlich. Die meisten sind immer überrascht, wenn ich ihnen sage, dass Mandelfarmer nicht nur die Mandeln, sondern eigentlich vier Produkte anbauen: den Kern (den wir essen), die Hülle, die Schale (die jeden Kern schützt) und den Baum.
Im Gegensatz zu anderen Lebensmitteln, die Schalen und Rinden hinterlassen, geht bei Mandeln nichts verloren: Die Bäume speichern Kohlenstoff und werden am Ende ihres Lebens in Strom umgewandelt; die Hüllen werden zu Vieheinstreu, und die Schalen sind nahrhaftes Milchviehfutter und reduzieren den Wasserbedarf für den Anbau anderer Futterpflanzen.
Mit dem Ziel, bis 2025 alle Erzeugnisse der Plantagen optimal zu nutzen und keine Abfälle zu erzeugen, investiert die kalifornische Mandelgemeinschaft aktiv in die Erforschung neuer Anwendungen für Mandel-Nebenprodukte, die den Produktionsbedarf in verschiedenen Branchen decken und für die Gesellschaft und die Umwelt von Vorteil sind. Zum Beispiel erforschen wir den Mehrwert von Nebenprodukten, z.B. wie Mandelschalen und -hüllen als Nährboden für die Pilzzucht, als Futterquelle für Geflügel, in Kunststoffzusätzen für Stärke und Farbe, in Bodenverbesserungen für Mandeln und andere Kulturen, als Winternahrungsquelle für Honigbienen und sogar für das Bierbrauen verwendet werden können.
Es ist eine aufregende Zeit, bei solchen Innovationen ganz vorne mit dabei zu sein und zu sehen, wie sich neue Möglichkeiten entwickeln, ohne Abfall zu produzieren.
Wie unterstützt das Almond Board of California die Nachhaltigkeit in der Branche?
Neben dem Anbau eines gesunden und bei Konsumenten beliebten Lebensmittels, widmet sich die kalifornische Mandelgemeinschaft der Produktion einer wirtschaftlich, ökologisch und sozial verantwortlichen Kulturpflanze für Kalifornien. Als forschungsgestützte Organisation investiert das Almond Board in die Wissenschaft, um ökonomische Effizienz zu sichern, die Lebensmittelsicherheit präzise zu gewährleisten und verantwortungsvolle Anbaupraktiken in der Mandelgemeinschaft zu fördern.
Seit 1973 haben wir mehr als 80 Millionen Dollar investiert, um eine Wissensgrundlage über die Auswirkungen von Mandeln auf die menschliche Gesundheit zu schaffen, die Lebensmittelqualität und -sicherheit zu gewährleisten und die Effizienz der Landwirtschaft zu steigern und gleichzeitig die Umweltauswirkungen zu minimieren. Allein in diesem Jahr haben wir uns verpflichtet, 6,8 Millionen Dollar in 75 unabhängige Forschungsprojekte für Mandelnebenprodukte, Wassernachhaltigkeit, Honigbienengesundheit und mehr zu investieren.
Die Finanzierung neuer Forschungsarbeiten stellt sicher, dass die Mandelgemeinde proaktiv an der Umsetzung effizienterer und nachhaltiger Anbaumethoden arbeitet - die Forschung informiert über bewährte Praktiken, die wir vom Almond Board der gesamten Mandelgemeinschaft zur Verfügung stellen.
Immer neue Forschungsergebnisse tragen auch dazu bei, die fundierte Entscheidungsfindung der Gemeinschaft zu unterstützen und ihre Reaktion auf Veränderungen des Klimas, der Ressourcenverfügbarkeit, der Wissenschaft und der Technologie stets weiterzuentwickeln.
In Anerkennung unserer lokalen Rolle in der kalifornischen Landwirtschaft und unserer globalen Rolle als treibende Kraft in der Mandelproduktion engagieren wir uns seit langem für einen besseren, sichereren und gesünderen Anbau von Mandeln, der unsere Gemeinschaft und die Umwelt schützt. Wir haben dieses Engagement kürzlich bekräftigt, indem wir unsere Zielsetzung für die Mandelplantagen bis 2025 bekannt gegeben haben. Dies sind eine Reihe messbarer Ziele, die uns helfen sollen, Bereiche wie „Zero Waste“ auf den Plantagen, Wassereffizienz, umweltfreundlicher Pflanzenschutz und Verbesserung der lokalen Luftqualität während der Ernte zu erreichen.
Da mehr als 90 % der Mandelplantagen Familienbetriebe sind – zum Teil schon in der dritten und vierten Generation – leben die Farmer auf ihrem Land, das sie auch an ihre Kinder weitergeben wollen. Deshalb liegt es in unserer Verantwortung, dafür zu sorgen, dass sie über die richtigen Ressourcen, Werkzeuge und Unterstützung verfügen, um ihr Land für zukünftige Generationen zu schützen und zu erhalten.
Sie haben auch von Pestiziden gesprochen. Was tun die Mandelfarmer, um den Einsatz von Pestiziden zu verringern?
Verantwortungsbewusster Mandelanbau erfordert den Schutz der Pflanzen und Bäume vor Schädlingen, Unkraut und Krankheiten durch einen integrierten Pflanzenschutzansatz (IPM). Unterstützt durch Forschung wissen wir, dass einige der Hauptschädlinge durch Anbaupraktiken und andere Methoden minimiert werden können, was wiederum dazu beitragen kann, den Einsatz von Pestiziden zu minimieren.
Dieser Ansatz nutzt Stichproben, die Überwachung des Populationsniveaus, um den Schädling und seine Bedrohung für die Kultur zu bestimmen und die Einführung von Praktiken wie die Entfernung von Schädlingslebensräumen oder die Nutzung natürlicher Raubtiere (z.B. „gute" Käfer). Pestizide werden nur dann eingesetzt, wenn es für die Gesundheit des Baumes und/oder der Pflanze notwendig ist.
Lebensmittel, die in Kalifornien gedeihen, sind strengen Gesetzen unterworfen, die einer ebenso strengen Überwachung unterliegen. Um diese einzuhalten, arbeiten die Farmer mit lizenzierten Schädlingsbekämpfungsberatern zusammen, die Bedrohungen vor Ort überwachen und genau vorschreiben, wann und wie die Probleme behandelt werden sollen und ob ein Pestizid verwendet werden muss, um die Mandelbäume gesund und kräftig zu halten.
Und natürlich erfüllen alle Mandeln, die nach Deutschland kommen, die strengen Normen der EU, der USA und Kaliforniens.
Wir sind stolz darauf, dass die Mandelgemeinschaft führend im verantwortungsvollen Umgang mit Pestiziden ist, indem sie Forschung finanziert, die zu einer branchenweiten Reduzierung des Pestizideinsatzes und einer stärkeren Betonung des Einsatzes von IPM-Methoden geführt hat (ausgezeichnet durch U.S und Kaliforniens Environmental Protection Agency - EPA). Wir haben uns auch dazu verpflichtet, die Einführung umweltfreundlicher Pflanzenschutzmittel bis 2025 um 25 % zu erhöhen und suchen durch weitere Forschungen nach Möglichkeiten, Schädlinge wie Käfer, Unkraut und Krankheiten besser zu bekämpfen.